Abenteuer Zugfahrt: In 27 Stunden durch Südafrika
Afrika hielt dieses Jahr viele Abenteuer für uns bereit. Von einigen habe ich schon berichtet (zum Beispiel unsere frostigen Nächte in der Kalahari Wüste oder das Campen in der Wildnis), andere werden es noch auf den Blog schaffen und von wieder anderen berichte ich euch heute.
Zugfahren – das machen wir ziemlich gerne. Egal ob in Europa, Asien oder neuerdings auch Afrika. Wie schön ist die Welt, wenn sie im Zugtempo an uns vorbei zieht. Während wir nebenbei in Erinnerungen schwelgen, spannende Bücher lesen oder auf den Gängen mit Einheimischen in Kontakt kommen.
Wir mussten also gar nicht lange überlegen, als wir unsere Weiterreise von Johannesburg nach Kapstadt planten. Anstatt uns für knapp 2,5 Stunden ins Flugzeug zu setzen, entschieden wir uns für eine ca. 27 stündige Bahnfahrt quer durch Südafrika mit dem Shosholoza Zug. Lange konnte ich Shosholoza nicht annährend richtig aussprechen, bis wir es dann in Botswana immer wieder hörten, als wir Südafrikanern von unserer bevorstehenden Fahrt berichteten.
Horrorstorys über die Zugfahrt
Deren erste Reaktion: Waaaaas? Mit dem Zug wollt ihr doch nicht wirklich fahren??
Unsere Reaktion: Oh Gott. Doch. Wieso denn?
Es folgten Horrorstorys über dreckige Waggons, schlechtes Essen, eisige Kälte, Diebstahl und überhaupt: Die Gefahr lauere überall in diesem Zug. Zudem sei der Zug ungemütlich, unzuverlässig und unkomfortabel.
Puh. Harter Tobak.
Aber unsere Erfahrungen auf Reisen lehrten uns, dass Ansichten und Geschmäcker ja so verschieden sein können. Vor allem dann, wenn man kaum Vergleichsmöglichkeiten hat. Außerdem haben wir ab und an das Gefühl, dass man bei uns Deutschen denkt, wir wären nur Luxus gewöhnt und so ein Zug dann eine Zumutung.
Wir mussten einigen Leuten versprechen uns gleich nach unserer Zugfahrt zu melden und zu berichten, wie es nun wirklich war. Alle waren total gespannt.
Und wir natürlich am allermeisten.
Ankunft Bahnhof Johannesburg
Dann war es soweit. Der Tag unserer (vielleicht legendären) Zugfahrt war gekommen. Wir fuhren mit dem Taxi zum Johannesburger Bahnhof und unser erster Eindruck des Gebäudes war schon mal gut (entgegen der Aussagen unseres südafrikanisches Guides). Wir gingen zum Shosholoza Ticketschalter, der sehr gut ausgeschildert war. Dort angekommen wurden wir vom Sicherheitspersonal genau angewiesen wo wir zu sitzen hatten, damit die Reihenfolge der Wartenden eingehalten wird.
Mit unseren Reisepässen und Buchungsbestätigungen ging ich zum Schalter, während Andi auf das Gepäck aufpasste. Nach ein paar Minuten hielt ich unsere Tickets in der Hand, mit dem Hinweis wir sollen bitte 30 Minuten vorher am Bahnsteig sein.
Das taten wir auch. Anders als in Deutschland stehen auf den Tickets keine Wagen- und Kabinennummern. Also wandten wir uns an das Bahnhofspersonal. Die schauten auf der ausgehängten Liste nach unseren Namen und führten uns dann zum richtigen Wagen.
Erste Eindrücke vom Shosholoza Zug
Als wir den vermeintlichen Horrorzug sahen, waren wir schon mal positiv überrascht. Der Shosholoza leuchtete in Lila, Blau und Gelb. Richtig schön. Innen erwartete uns eine tolle und saubere Ausstattung. Das Lila, Blau, Gelb Konzept zog sich durch den ganzen Waggon: Teppiche, Betten und Ausschilderung.
Dann betraten wir unsere Kabine: Ein Zweier Abteil mit Waschbecken, Tisch, 2 Betten mit Nachtlichtern, Heizung, Steckdosen (sogar mit europäischen Anschluss) und Fenster. Wir waren sowas von positiv überrascht. Dieses Abteil war richtig gemütlich.

Zu jedem Waggon gehört eine Dusche (sehr sauber!), ein Trinkwasser-Hahn und Toiletten. Außerdem an Board ein Speisewagen, in dem mit frischen Zutaten gekocht wird. Als wir den Zug erkundeten wurde gerade Salat geschnippelt.

Für jeden Waggon gibt es einen eigenen Zugbetreuer. Sicherheitspersonal passt bei jedem Halt auf, dass niemand den Zug betritt der Böses beabsichtigt.
Zudem gibt es noch eine Art Supervisor. Der geht einmal durch alle Abteile, schaut dass die Reservierungen mit den richtigen Personen besetzt sind und fragt ob alles in Ordnung ist. Er stellt sich als Ansprechpartner vor, sollten Probleme auftauchen.
So weit so gut. Wir fühlten uns also pudelwohl im Shosholoza und erwarteten freudig die Abfahrt.

Die Zugfahrt
Mit etwas Verzögerung ging es los Richtung Kapstadt. Spannend war es durch die Vororte von Johannesburg zu fahren. Wir schauten aus den Fenstern und freuten uns schon auf eine kuschelige Nacht im Abteil.
Apropros: Gegen einen Aufpreis von 60 Rand (Stand November 2016 ca. 3,90 Euro) kann man Bettzeug bestellen. Kissen, Laken und Bettdecke werden dann gestellt und vom Personal hergerichtet.
Wir selbst hatten ja noch Schlafsack und Kuscheldecken von unserer Safari dabei und verzichteten so auf diesen Service. Gemütlich sah es in den anderen Abteilen, aber defintiv aus.
Zu jeder Tageszeit gibt es übrigens warmes Essen im Speisewagen. Man kann es sich entweder dort schmecken lassen oder man wartet darauf, seine Bestellung beim vorbeikommenden Personal aufzugeben. Dann wird das (günstige und leckere) Essen direkt ins Abteil gebracht.
Und wie war sie nun unsere Nacht im Zug?
Sehr gemütlich. Auf den Betten schläft es sich unglaublich gut. Das Geschaukel auf den Gleisen wirkt beruhigend und man kann schnell einschlafen.
Ich bin zwar des Öfteren in der Nacht aufgewacht, weil der Zug stehen geblieben ist (und ich Angst hatte irgendwas wäre defekt), aber hatte letztlich doch eine ruhige und erholsame Nacht. Andi ging es genauso.
Alle Warnungen vor diesem Zug waren also etwas übertrieben. Ein Ratschlag jedoch sehr gut: Er stammte von einem Lodgebesitzer in Maun, Botswana. Dieser fand die Fahrt mit dem Zug gar nicht so schlimm, riet uns aber eine leere Streichholzschachtel mitzunehmen und diese in der Nacht in das Schloss unserer Kabine zu stopfen.

Das taten wir auch. Wir hüllten die Streichholzschachtel mit Papier aus und steckten sie in den Hohlraum des Schlosses. Heißt also, wenn jemand von außen mit Werkzeug den Hebel des Schlosses runter drucken will, hält die Schachtel dagegen.
Und das tat sie. Als wir am nächsten Morgen aufwachten, war die Schachtel eingedrückt. Irgendjemand hatte also versucht in die Kabine zu kommen. Schauder.
Wir haben also gelernt: Bloß nicht von anderen verängstigen lassen, aber gute Ratschläge gern beherzigen.

In den letzten paar Stunden Zugfahrt gab es wieder viel zu sehen. Die schöne Landschaft zog an uns vorbei, während wir englisches Frühstück schnabulierten.
Als sich dann irgendwann Kapstadt vor uns erstreckte, war das Glück groß. Nach 27 Stunden Zugfahrt, waren wir in aller Ruhe und Gemütlichkeit angekommen.

Fazit
Wir können allen mit ein wenig Abenteuerlust (und ausreichend Reisezeit) die Fahrt mit dem Zug nur empfehlen. Der Zug ist einfach, aber sauber. Das Personal freundlich. Das Essen lecker und preiswert. Die Betten bequem.
Tipps und Hinweise
Buchung
Wir haben unser Ticket ein paar Monate im Voraus im Internet gebucht. Das ist wirklich einfach. Man füllt zunächst eine Suchmaske aus (schaut euch diese mal genauer an…sehr lustig die Südafrikaner).

Nach der Buchung erhält man eine erste E-Mail mit einer kurzen Bestätigung. Etwas später folgt dann eine weitere Mail, auf die man antworten muss und damit die angegeben Daten bestätigt. Außerdem teilt man dann mit, wie man die Fahrt bezahlen möchte.
Daraufhin folgt eine E-Mail mit einem Link über den die Zahlung vorgenommen werden kann. Diese E-Mail ist 24 Stunden gültig.
Ist das geschafft, erhält man eine Abschluss E-Mail mit der Buchungsbestätigung. Das ganze scheint etwas aufwendig, ist aber relativ einfach durchführbar.
Zugarten und Preise
Bei der Buchung des Zuges beachtet, dass es 3 Zugarten gibt. Einen Highclass Zug, der sogenannte Blue Train, die Premier Class und die Touristclass.
Blue Train: Ein Luxuszug mit Suiten und Tourprogramm. High-Class Preise.
Premier Class: Ein Zug, der wohl eher speziell für Touristen gedacht ist. Die Ausstattung soll sehr modern, sauber und luxuriöser sein, als die in der Tourist Class. Ein 3 Gang Mittagessen und 5 Gang Abendessen sowie Tee, Kaffee, Wilkommendrinks, Muffins, Saft und Wasser sind im Preis inkludiert. Außerdem die Bettwäsche und Handtücher. Je nach Saison ca. 3.120 Rand pro Person (Stand November ca. 200 Euro p.P.). Der Zug fährt nur einmal in der Woche.
Tourist Class: Der von uns gewählte Zug ist der, der auch von Einheimischen genutzt wird. Die Ausstattung einfach, aber sauber. Die Tickets günstig. Je nach Saison 690-790 Rand pro Person (Stand November 44-50 Euro p.P.). Die Züge fahren 4 Mal in der Woche.
Dauer der Fahrt und Zielorte
Die Zugfahrt dauert offiziell 26 Stunden. Wir hatten 1 Stunde Verspätung. (Was bei der langen Strecke gar nicht wirklich auffällt.)
Die Züge fahren natürlich auch von Kapstadt nach Johannesburg – dann aber an anderen Wochentagen. Außerdem gibt es Fahrten nach Durban, Port Elizabeth und East London.
Weitere Informationen findet ihr online auf: African Sun Travel (offizielle Webseite mit Ticketverkauf)
Außerdem ans Herz legen möchte ich allen, die gern mit der Bahn unterwegs sind folgende zwei Seiten:
http://seat61.com/ – Ihr findet hier zahlreiche Infos rund um die Bahnstrecken unserer Erde. Eine bemerkenswerte Seite mit so viel Mehrwert!
https://zugreiseblog.de/ – Auch hier dreht sich alles um die Reise per Bahn, mit vielen persönlichen Erfahrungen und Tipps.
Und habt ihr jetzt auch Lust aufs Zugfahren oder sogar schon Erfahrungen im Shosholoza gemacht?
Ach..und als kleines Abschluss Schmankerl…der Song zur Fahrt
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