Krank auf Reisen
Aus aktuellem Anlass – ich kämpfe gerade mit einer akuten Mandelentzündung – musste ich daran denken, wie ich Krankheiten auf Reisen bereits ausgestanden habe und wie froh ich gerade bin, dass wir für das verlängerte Mai Wochenende keinen Kurztripp geplant haben. Wie groß wäre nun die Enttäuschung gewesen.
Wenn ich krank bin, ist es „am schönsten“ in vertrauter Umgebung zu röcheln und zu leiden. Dennoch lassen sich auch bei über 30 Grad und Palmen vor dem Fenster Erkältungen u.ä. nicht vermeiden.
Mein Immunsystem meint es nicht immer so gut mit mir und so war ich schon in Irland, Vietnam, Costa Rica, Amsterdam, Göteborg, Spanien und diversen deutschen Städten mit Erkältungen, Fieber, Lebensmittelvergiftung, Zahn- und Ohrenschmerzen, Blasenentzündung (…) angeschlagen.
Die eigene Reiseapotheke für die „Erstversorgung“
Deswegen verzichte ich auch niemals auf unsere kleine Reiseapotheke und auf die wichtigsten Impfungen vor ab. Immer mit dabei ist Aspirin Complex – welches bei Fieber und gripalen Symptomen gut tut. Paracetamol für sonstige Schmerzen/Kopfschmerzen. Allergie Tabletten. Nasenspray. Reisetabletten gegen Übelkeit (auch gut zum Einschlafen im Flugzeug). Halsschmerztabletten. Je nach Reiseland: Tabletten gegen Durchfall. Und ein tolles „Wundergerät“ für die „Behandlung von Mückenstichen“: Bite away*.
Natürlich bekommt man im Ausland auch Medizin, aber es ist gut die erste „Grundversorgung“ direkt am Mann zu haben, wenn man sie braucht. So hat mir in Vietnam der krasse Wechsel zwischen beinahe 40 Grad Hitzewand und polarkalte Klimaanlagenluft in Autos, Hotels, Restaurants etc. eine Erkältung eingebracht. Leider genau zu dem Zeitpunkt als wir über 11 Stunden mit dem Nachtzug in ein entlegenes Gebiet gefahren sind. Da war ich echt froh über mitgebrachtes Aspirin und Nasenspray, welche mir über die Stunden gute Dienste geleistet haben. Die Erkältung habe ich dann in 1,5 Tagen ausgestanden. So schnell wie nie. Lag es vielleicht an der schönen, warmen Luft und dem gesunden vietnamesischen Essen?

Apotheken im Ausland – Medikamente ohne Rezept
Aber nicht immer helfen die mitgebrachten „Hausmittelchen“. In Costa Rica zum Beispiel litt ich unter einer Blasenentzündung. Zu dem Zeitpunkt wohnten wir in Quepos bei Manuel Antonio. Ich dachte mit viel trinken bekomme ich das schon irgendwie hin, aber als es einfach nicht besser wurde gingen wir zur Apotheke (es war schon 21 Uhr!) und ich erklärte dann mit Händen, Füssen und dem Wörterbuch meine Symptome. Für umgerechnet 30 Euro bekam ich ohne Arztbesuch 2 Päckchen Antibiotika. Solches, welches über Nacht wirkt. Das Antibiotika stammte übrigens aus Spanien. Hatte also eine fast genauso lange Reise wie wir hinter uns.
Der Besuch im Krankenhaus
In Vietnam hatte ich ganz zum Anfang unserer Reise mit Ohrenproblemen zu tun. Genau an dem Tag als wir 19 Uhr mit dem Nachtzug weiter reisen mussten. Es war ca. 15 Uhr als wir beschlossen ein Krankenhaus in Hanoi aufzusuchen. Wir hatten ein altes amerikanisches im Auge, als wir dort ankamen fanden wir aber nur noch eine Ruine vor. Also nahmen wir das nächstbeste Taxi und versuchten uns verständlich zu machen. Am Ende landeten wir irgendwo im Nirgendwo. Ein Krankenhaus sahen wir nicht. Aber eine Apotheke. Hier fragten wir nach, aber man verstand uns auch dort nicht besonders gut. Alle in der Apotheke zeigten woanders hin. Wir gingen die Straße in eine der Richtungen entlang und plötzlich sahen wir eine Art Praxis (oder eine Art Museum???) mit mittelalterlichen Instrumenten. Geschlossen. Vielleicht auch zum Glück. 🙂 Die Zeit rannte uns jedoch davon. Das war der Augenblick an dem wir uns sammelten, ins Hotel zurückfahren , alle Unterlagen einpacken und dort um Rat fragen wollten. Beim nächsten Mal wird das auch unsere erste und einzige Handlung bleiben, außerhalb Europas. Alles andere macht überhaupt keinen Sinn. Zumal es, wenn man eine Reisekrankenversicherung besitzt, enorm wichtig ist, die Unterlagen mit zum Arzt zu nehmen. Wir fuhren letztendlich in ein vom Hotel (und Reiseführer) empfohlenes französisches Krankenhaus. Am Empfang erklärte ich kurz die Umstände und man tippte eine riesige Zahl in den Taschenrechner ein. Man fragte uns dann, ob wir das bezahlen können. Als wir nickten, wurden die Papiere ausgefüllt und nach nicht mal 3 Minuten war ich schon in der Abteilung für Ausländer und wurde direkt behandelt. Am Ende besorgte mir die Ärztin sogar noch persönlich weitergehende Medizin aus der Apotheke. Wow.
Die Reiseversicherung
Meine Reisenkrankenversicherung besaß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht so lange. Diese hatte sich aber vollends ausgezahlt. Ohne Probleme wurden mir die knapp 80 Euro Behandlungskosten erstattet. Bei einem Jahresbeitrag von gerade mal 7,95 Euro.
Es ist gut zu Wissen, dass man auf Reisen in den meisten Ländern gut versorgt ist. Am besten natürlich in den Hauptstädten. In Kambodscha riet man uns allerdings dazu, wenn irgendwas sein sollte, lieber nach Thailand zu fliegen und uns dort behandeln zu lassen. Gleiches galt übrigens auch für Irland. Auch hier lautet die Devise: bei ernster Krankheit lieber zurück nach Deutschland.
Einheimische kennen die besten Hausmittel
Am besten ist es die Mitarbeiter im Hotel nach einer guten Versorgungsmöglichkeit zu fragen. Die kennen die Häuser die für Europäer gut sind, gerade eben was Sprachbarrieren (und die können zum großen Problem werden) und einen gewissen Standard betreffen. Außerdem haben Einheimische oft noch gute alternative Tipps. Als ich extrem auf die Bisse von Sandfliegen in Panama reagiert habe, empfahl mir der Hostelbesitzer Kokusnuss Öl zu kaufen. Er wurde somit zum Retter in meiner Not.
Worüber ich (zum Glück) nichts berichten kann, ist es den Urlaub vorzeitig abzubrechen oder zu verlängern auf Grund von Krankheit. Zu Einem kann ich jedenfalls nur abraten: Mit Erkältung fliegen. Dieses „Abenteuer“ habe ich einmal erlebt und der Flug war Horrormäßig. Dabei waren es nur 2 Stunden. Wenn ich mir vorstelle Langstrecke zu fliegen mit Gehörgängen die keinen Druckausgleich mehr leisten können, wird mir ganz anders. Schon die 2 Stunden fühlte sich mein Kopf an, als würde er gleich explodieren. Während rings um mich rum alle fröhlich quatschten, kämpfte ich mit den Tränen. Das Nasenspray leistete leider auch keinen guten Dienst.
Seit letztem Jahr sind wir auch im Besitz einer umfangreichen Reiseversicherung. Die uns z.B. im Notfall zurück nach Hause bringt. Hoffen wir mal, das wir diese nie in Anspruch nehmen müssen. Ein gutes Gefühl gibt sie aufjedenfall.
Medizin kaufen – wieviel darf’s denn sein?
Zum Schluss noch eine kleine Anekdote aus Costa Rica: Dieses Mal hatte Andi eine Erkältung getroffen. Zuerst versorgten wir ihn im abgelegenen Tortuguero mit unserer eigenen Medizin. Als wir danach in eine Stadt kamen, gingen wir direkt in die Apotheke. Ich erklärte die Symptome und die Apothekerin holte Tabletten raus. Sie fragte wie viele wir wollen. Wir meinten: Na die ganze Packung. Daraufhin schaute sie uns mit großen, erschrockenen Augen an und fragte was wir damit wollen (uns wohlmöglich umbringen?). Andi bräuchte doch nur für 5 Tage Tabletten. Dann kapierten wir, worum es hier ging. Man kann genau so viele Tabletten kaufen, wie man benötigt. Oder eben 1,2 mehr zur Sicherheit. Die Tabletten werden dann einfach rausgeschnitten und in einen Beutel gelegt. Ein gutes Prinzip wie ich finde. So stauen sich die nicht mehr benötigten Medikamente wenigstens nicht zuhause an und man bezahlt auch nur für das was man braucht.
Zusammenfassung / Meine Tipps für Krank auf Reisen
- Nehmt euch ruhig eine kleine Reiseapotheke für die Erstversorgung mit, gerade wenn ihr in ländlichen Gegenden unterwegs seid.
Bei uns immer dabei: Aspirin Complex, Paracetamol, Allergie Tabletten (für Andi), Nasenspray. Reisetabletten gegen Übelkeit, Halsschmerztabletten, Bite Away (gegen Mückenstiche)* - Bei ernsthaften Vorfällen, nicht lange Fackeln und sofort in eine Krankenhaus fahren. Fragt am besten in einem Hotel nach einem geeigneten Krankenhaus, wo zumindest Englisch gesprochen wird
- Für den Notfall immer noch genügend Geld auf der Kreditkarte / auf dem Konto bereithalten, denn bei Ärzten / im Krankenhaus müsst ihr die Behandlung erstmal direkt aus eigener Tasche bezahlen. Nach dem Urlaub könnt ihr euch das Geld von der Versicherung zurück holen. Achtet deswegen darauf gut/korrekt ausgefüllte Papiere vom Krankenhaus zu erhalten.
- Schließt unbedingt eine Reiseversicherung ab. Es gibt schon günstige ab 6 oder 7 Euro pro Jahr bei den hauseigenen Krankenkassen. Wir nutzen inzwischen eine Komplettversicherung (Reiserücktritt, Erstattung von Behandlungs- und Medikamentenkosten, Rückführung im Notfall etc.)
- Bei kleineren Wehwehchen fragt die Einheimischen z.B. B&B Besitzer um Rat, bevor ihr in eine Apotheke lauft. Oft git es einfache Hausmittel, die extrem effektiv sind
- Erste Hilfe Kurs besuchen bzw. auffrischen. So kennt man zumindest ein paar Basics.
Hier noch ein paar Links von Webseiten die sich mit dem selben Thema beschäftigen. Lustig, erschreckend oder informativ.
Krank in den USA – oder auch: dem Zahnarzt den Urlaub nach Hawai finanzieren
Blutvergiftung, Schlaganfall und verstauchter Knöchel in der Pampa
Weltreise Forum – Erfahrungen und Tipps von Reisenden
Habt ihr auch schon Erfahrungen mit Krankheiten abseits eures gemütlichen Zuhauses gemacht?
Und nun: Viel Gesundheit für uns alle. Zuhause, wie auf Reisen!
Nachtrag, 21. Februar 2016: Bei der lieben Jo vom Blog Work & Travel und Backpacking läuft momentan eine Blogparade zum Thema Krank auf Reisen. Da dieser Beitrag ja wie die Faust aufs Auge passt, nehme ich damit gern an dieser Blog Parade teil!
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