Kleine Bücherweltreise
„Das Lesen nimmt so gut wie das Reisen die Einseitigkeit aus dem Kopfe.“
Johann Paul Friedrich Richter, deutscher Dichter
Und darum liebe ich das Lesen. Es sind die Abenteuer für Zuhause. Die fremden Welten, in die ich gemütlich eingekuschelt auf der Couch eintauchen kann. Es sind neue Gedanken, die meinen Blick verändern. Es sind Geschichten, die mir berichten, wie woanders gelebt und geliebt wird.
Heute möchte ich euch meine liebsten Bücher vorstellen. Genau die, die mich mitgenommen haben in fremde Kulturen, auf beeindruckende Abenteuer. Die lauten und die leisen Bücher, die leichten und die, die noch lange auf der Seele lasten. Von Afghanistan bis nach Russland. Von wahren Geschichten und Abenteuern bis hin zu unglaublich bewegenden Romanen. Von witzig bis zermürbend. Vorhang auf für meine liebsten „Reisebücher“:
Afghanistan: Drachenläufer – Khaled Hosseini
Den Anfang darf mein unumstrittenes Liebelingsbuch machen. Die unglaublich berührende Geschichte der beiden Jungen Amir und Hassan spielt im Afghanistan der 1970er Jahre. Hassan gehört zu dem Stamm der Hazara, einer stark diskriminierten Ethnie. Hassans Vater arbeitet für Amirs Paschtunen Familie. Zwischen den beiden Jungen entsteht im Laufe der Jahre eine enge Bindung, bis es eines Tages – während des Drachensteigen Wettbewerbs – zu einem alles veränderten Zwischenfall kommt. Kurz darauf trennen sich die Wege der beiden Jungen. Amir und sein Vater flüchten aus dem besetzten Afghanistan in die USA, Hassan und seine Familie bleiben in Kabul zurück.
Viele Jahre später kehrt Amir ins zerstörte Afghanistan zurück und muss sich der Vergangenheit und damit seiner Schuld stellen.
Was mir an dem Buch am meisten gefällt, sind diese ungeschönten Einblicke in das afghanische Leben. Wie lebt es sich in einem Land, in dem ein ständiger Kampf gegen die Taliban herrscht? Wie wachsen die Kinder dort auf? Wodurch wird das Leben geprägt? Was sind die Traditionen des Landes? Afghanistan ist soviel mehr als Krieg, jeden Tag schreiben Menschen dort ihr ganz eigenen Geschichten. Ein Buch was wirklich ans Herz geht!
Verlag: Berlin Verlag
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Somalia: Wüstenblume – Waries Dirie
Afrika mein Sehnsuchtsland – steckt nicht nur voller Überraschungen sondern auch voller Kulturen, die uns teilweise recht fremd sind. So die von der Autorin.
Die kleine Waries wächst als Nomadin auf. Mit 5 Jahren muss sie sich einem grausamen Ritual stellen: Der weiblichen, schmerzhaften Beschneidung. Dann einige Jahre später einer weiteren kulturellen Gepflogenheit: Waries soll an einen alten Mann verkauft werden – ihn heiraten.
Sie flieht und irrt tagelang durch die Wüste. Zunächst wird sie von Familienmitgliedern in der Stadt aufgefangen – irgendwann bekommt sie die Chance als Dienstmädchen in der somalischen Botschaft in London zu arbeiten. Hier trifft sie auf eine, ihr bis dahin fremde Welt und fühlt sich mit der Zeit wahrlich wohl darin.
Sie gewinnt schnell Freunde, wird von einem Fotografen entdeckt und bald zum gefragten Model. Am Ende kann Waries ihre Popularität nutzen, um international auf das Thema der grausamen Mädchen-Beschneidung aufmerksam zu machen.
Mich hat vor allem Waries wahnsinnig steiniger aber interessanter Weg gefangen genommen. Ihre lebensgefährliche Flucht vor dem eigenen Vater und das Einfügen in einer ganz anderen Welt. Vom Mädchen der dritten Welt zum internationalen Topmodel und UNICEF Botschafterin. Eine schöne, wahre Geschichte.
Verlag: knaur
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Kenia: Die weiße Massai – Corinne Hoffmann
Dieses Buch habe ich sowas von verschlungen. Eine Schweizerin fährt mit ihrem Freund nach Kenia und verliebt sich dort Hals über Kopf in einen Massai. Obwohl sie mit dem Massai Krieger Lketinga nur wenige Tage (eher wenige Stunden) verbringt, setzt sie alles auf eine Karte und fliegt nicht zurück in die Schweiz. Stattdessen zieht Corinne mit Lketinga in den afrikanischen Busch und lässt sich damit auf ein sehr einfaches, abenteuerliches und auch schwieriges Leben ein. Immer wieder treffen diese beiden so unterschiedlichen Kulturen des Massai Kriegers und der Schweizerin aufeinander. Gerade das hat dieses Buch so interessant für mich gemacht. Corinnes Einblicke in eine Welt, die auf den ersten Blick so bunt und wunderschön erscheint, aber letztlich befremdlich, vielleicht auch unverständlich und hart ist – vor allem für eine Frau.
Das für mich schöne an dem Buch: So tiefe Einblicke in das Leben der Massai. Keine Illusionen, keine Schönrederei sondern authentische Alltagsprobleme – nur eben afrikanische.
Verlag: knaur
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Myanmar: Das Herzenhören – Jan Philip Sendker
Es ist so ein Buch, dass sich kaum in Worte fassen lässt. Für mich war es wie Magie. Dabei hört sich die Kurzfassung recht unspektakulär an:
Julia lebt in New York und begibt sich von dort auf die Suche nach ihren Vater Win Win, der die Familie vor kurzem verlassen hat, nach Burma (Myanmar). Sie gelangt in ein Land, was ihr fremder nicht sein könnte, tickt das Leben hier doch so anders. Kurz nach ihrer Ankunft trifft sie auf einen alten Mann, der ihr die Geschichte über ihren Vater erzählen will. Und damit beginnt dann auch die Magie dieses Buches – die Magie zwischen Tin Win, einem blinden Jungen und Mi Mi, einen Mädchen mit zwei verkrüppelten Füßen. Zwei einzigartige Menschen, die einfach zueinander finden mussten. Sie wird zu seinen Augen, er zu ihren Füßen. Gemeinsam entdecken sie die Welt in der sie leben.
Was mir an dem Buch gefällt, sind die interessanten Einblicke in das Burma von damals, die buddhistischen Weisheiten und die Liebesgeschichte, die so viel mehr ist. Eine symbolische Geschichte die zeigt, wie wichtig und schön es ist auf sein Herz zu hören.
Verlag: Heyne
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Irland: Die Asche meiner Mutter – Frank Mc Court
Irland in den 30er Jahren – bettelarm, dreckig und voller betrunkener Ehemänner, die nach der Arbeit in den Pubs hocken und den Tageslohn versaufen. Von der ersten Seite an, herrscht diese graue, seelenauffressende Stimmung. Und Frank Mc Court – Autor sowie Protagonist des Romans, steckt immer mitten drin.
Es ist seine Geschichte, die er dort erzählt und doch zeichnet er ein unglaublich einbrennendes Bild vom streng katholischen Irland Anfang des 20. Jahrhunderts.
Er erzählt von seiner Familie, von sterbenden Geschwistern, saufenden Vätern, Armut, Leid, einer überforderten Mutter, aber auch immer wieder von der Hoffnung auf Amerika – auf ein besseres Leben.
Trotz Trübseligkeit ist das Buch wirklich schön. Es zeichnet ein authentisches Bild der Zeit und ist mit all den großen und kleinen Tragödien sehr bewegend.
Verlag: btb
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Japan: Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki -Haruki Murakami
Haruki Murakami, ein Autor der, sagen wir mal, recht speziell schreibt. Ich habe mir damals einfach wahllos eines seiner Bücher rausgefischt. Farbloser Herr Taziki? Hörte sich interessant an, war es auch.
Zur Geschichte: Tsukuru Tazaki wächst in einer Clique von 5 Freunden auf. Alle Freunde tragen eine Farbe in ihren Namen. Nur Tazaki nicht – er hält sich, auch im übertragenden Sinn, für farblos. Der Freundschaft schadet dies zunächst nicht. Dann geht er zum studieren nach Japan und als er bald einen Heimatbesuch startet, muss er erfahren, dass seine Freunde nichts mehr von ihm wissen wollen.
Zurück in Tokio denkt Tazaki über Selbstmord nach, trifft dann aber auf einen Lebensentscheidenen Menschen und begibt sich bald auf die Suche nach der Wahrheit: Warum meiden ihn seine einstigen Freude?
Ein Geschichte über Einsamkeit und Freundschaft, über Lebendigkeit und Farblosigkeit, mit stetigen Einblicken in das japansiche Leben.
Verlag: btb
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Portugal: Nachtzug nach Lissabon – Pascal Mercier
Um dieses Buch zu lesen brauchte ich beinahe 1 Jahr. Nicht weil es mich langweilte, sondern weil ich nicht wollte, dass es endet. Viel zu schön waren all die Worte, Seite für Seite.
Nachtzug nach Lissabon ist kein einfaches Buch, es verlangt Zeit und Musse vom Leser. Man muss sich darauf einlassen. Tut man dies nimmt einen das Buch jedoch mit auf eine ganz besondere Reise:
Raimund Gregorius ist Lateinlehrer mit Leib und Seele in einem Züricher Gymnasium. Tag für Tag geht alles seinen Gang, bis er eines Morgens auf dem Schulweg eine Frau am Brückengeländer sieht. Mit dem schlimmsten rechnend spricht Gregorius sie an und ist vom ersten Moment fasziniert von der Portugiesin. Sie verbringen nur wenige Augenblicke zusammen und dennoch lässt weder sie, noch die portugiesische Sprache Gregorius an diesem Morgen los. Er stürmt aus dem Unterricht, besorgt sich Bücher in portugisiescher Sprache und taucht in diesen ab.
Eines dieser Bücher fasziniert ihn besonders. So sehr, das er sein wohlgeordnetes Leben in Zürich verlässt und mit dem Nachtzug nach Lissabon reist. Dort begibt er sich auf die Spuren des Autors Prado – dessen Buch ihn so fasziniert hat.
Dabei nimmt er uns mit auf eine Reise in die portugisiesche Geschichte, in die Straßen und in das Leben Lissabons.
Ein sanftes, leuchtendes und einfühlsames Buch mit vielen Weisheiten und einer spannenden Hintergrundgeschichte aus der Zeit der Diktatur Salazars.
Verlag: btb
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Russland: Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte – Ljudmila Petruschewskaja
Bei diesem Titel musste ich das Buch einfach kaufen. Ich versprach mit kuriose Unterhaltung und die bekam ich auch. Ich meine welche Geschichten beginnen denn schon so: „Eine Frau hasste ihre Nachbarin, mit der sie die Wohnung teilte, eine alleinstehende Mutter mit Kind.“ oder so: „Es war einmal ein sehr dickes Mädchen, das nicht ins Taxi passte.“
Das Buch ist gefüllt mit 19 Kurzgeschichten. Mal schaurig, mal böse, mal absonderlich. Skuril und voller Atmosphäre. Was passiert da bloß in Russland?
Für kurzweilige, schräge Unterhaltung sehr zu empfehlen.
Verlag: Berlin Verlag
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Spanien: Ich bin dann mal weg – Hape Kerkeling
Obwohl das Buch ja schon einige Jahre auf dem Buckel hat, ist es meine neueste Herzensentdeckung. Hape Kerkeling schreibt von seiner Pilgerwanderung entlang des Jakobsweges von Sant Jean Pied de Port nach Santiago de Compostela.
Wunderbar erfrischend geschrieben, wird es immer wieder tiefsinnig. Hape berichtet nicht nur von den Anstregungen des Weges, sondern auch und vor allem von seinen Begegnungen mit anderen Pilgern. Tagebuchartig beschreibt er die Höhe- und Tiefpunkte seiner Wanderetappen. Zieht großartige Fazits und nimmt den Leser mit auf den Jakobsweg, der für jeden seine ganz eigenen kleinen Wunder bereit hält.
Verlag: Piper
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Weltweit: Stoppt die Welt, ich will aussteigen!: Kuriose Abenteuer einer Weltreise. (Arschtritt inklusive) – Martin Krengel
Ebenfalls ganz frisch bei mir ins Haus geflattert – ein Geburtstagsgeschenk meiner lieben Ines von viermalfernweh – ist das Buch von Martin Krengel. Das Buch, das von allen hier ein bißchen aus den Rahmen fällt, da es kein Roman oder fantastische Erzählung ist. Wobei…vielleicht irgendwie ja doch, denn fantastisch sind sie allemal, die Abenteuer die der Autor auf seiner Weltreise erlebt. Von der Mongolei zur kleinen Tongainsel bis hin zu Australien und letztlich New York erzählt er von den Begegnungen und Abenteuern seiner einjährigen Reise. Was das Buch für mich ausmacht ist seine Lebendigkeit. Martin Krengel bespaßt mit Anekdoten, kuriuosen Fundstücken, zahlreichen Fotos, humorvolle auf-den-Punkt-gebrachte Länderfazits und tollen Geschichten. Eine sehr kurzweilige Angelegenheit. Tolles Buch für zwischendurch!
Verlag: Eazybookz
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Das waren sie..ein paar meiner liebsten Schätze. Wie sieht es bei euch aus? Über Büchertipps freue ich mich immer!!!
Ihr habt Lust auf noch mehr Bücher?
Bücherweltreise – Tipps von anderen Bloggern Teil 1
Bücherweltreise – Tipps von anderen Bloggern Teil 2