Weltreise,  Weltreise Abenteuer

Das Glück ist 70.000 Kilometer lang!

Bevor wir losgezogen sind, auf diese wunderbare Reise, gab es tausend Gedanken, Zweifel ja und auch Ängste, die immer wieder mal an uns nagten. Das diese Reise richtig sein würde, das wusste ich von Anfang an. Was sie aber für Konsequenzen mit sich bringen würde, das würde sich zeigen.

Nun sind wir eine ganze Zeitlang auf Reise. Zeit also bald die Koffer für den Heimflug zu packen. Wie kann das sein, wo wir doch gerade erst im schönsten Teehaus Usbekistans saßen, durch die unendliche Weite Kirgistans geritten sind, barfuß durch Japans schönste Tempel liefen oder neben wilden Kängurus im Gras lagen?

Japan, Takayama

Viel zu lange gab es auf dem Blog keine Beiträge mehr. Dabei sollte ich doch gerade jetzt alle Zeit der Welt haben?! Ja genau die habe ich: Alle Zeit der Welt. Und ich gebe sie aus mit vollen Händen. Tag für Tag. Anstatt an den Laptop, zieht es mich raus, mitten ins Leben.

Wir fragten uns vor der Reise wie es wohl werden würde: Würden wir Heimweh bekommen? Würden wir uns irgendwo festsetzen und gar nicht mehr weiterreisen? Würde es irgendwann auch mal den Punkt geben, wo wir nach Hause wollen?

Inzwischen haben wir all unsere Antworten. Manche waren überraschend, manche glasklar. Zum Beispiel die, dass wir diese Freiheit lieben würden. Wir wissen heute noch nicht wo wir morgen sein werden. Wachen wir am nächsten Morgen am Strand, in den Bergen oder in der Stadt auf? Wonach steht uns der Sinn? Wann gehen wir ins Bett, wann stehen wir auf? Gehen wir schwimmen, wandern oder zum Sightseeing? Lesen wir ein gutes Buch? Kochen wir uns ein Stück Heimat oder essen wir exotisch auf dem Nachtmarkt? Wir sind in all unseren Entscheidungen so frei wie der Wind. Und dieses Lebensgefühl macht absolut süchtig!!!

Mit wilden Kängurus im Gras liegen. Den einen kümmerts, den anderen nicht.

Überrascht hat uns jedoch, dass es uns nie zu lange an einem Ort, ja nicht mal in einem Land hält. Wir reisen immer genau so lange bis wir keine Lust mehr haben. Zu sagen, wir haben von einem Ort oder einem Land (erstmal) genug, das kannten wir bis zu dieser Reise überhaupt nicht. Es scheint uns jedoch wie die Nomaden weiter zu ziehen. Haben wir eine Weide abgegrast, zieht es uns zu der nächsten.

Aus unserem anfänglichen Plan, uns irgendwo im Paradies für ein paar Wochen eine tolle AirB&B Unterkunft zu mieten, wurde dementsprechend nichts. 8 Tage Tokio. Das war der längste Stopp an einem Ort. Und das auch nur weil 2 Tage davon dem Disneyland gehörten.

Wir lieben es immer weiter zu ziehen. Bleiben wir irgendwo mal länger, dann meist nur zum reflektieren und zum recherchieren. Bangkok, Busan, Singapur, Kuala Lumpur, Sydney und Tokio, das waren unsere Aufladestationen.

Und dann kam irgendwann der Punkt, an dem diese Reise nicht mehr schön war. Nachdem wir die Seidenstraße verließen, hatten wir eine tolle Zeit in Korea, Japan und Hong Kong. Auch die Rückkehr nach Vietnam fühlte sich zunächst noch schön an.

Aber dann kam Myanmar. Vor unserer Reise wurde es uns oft empfohlen. Von allen Seiten hörten wir immer nur gutes über das Land der goldenen Pagoden. Wir planten über 4 Wochen für das alte Burma. Am Ende konnten wir dann gar nicht schnell genug wieder ausreisen.

Zum ersten Mal auf dieser Reise hatten wir überhaupt gar keine Lust mehr. Dieses Land forderte viel von uns: Es war unendlich laut, dreckig und was für mich am schlimmsten war: Es forderte von mir über meine Wertevorstellungen hinweg sehen zu müssen. Darüber schreibe ich jedoch ein anderes Mal noch ausführlicher.

Myanmar machte uns müde und lies uns zweifeln. Vielleicht war nun der Punkt gekommen, an dem die Reise ein Ende finden sollte. Mir erschien es plötzlich sinnlos weiter zu reisen. Denn wenn das Herz nicht mehr dabei ist, wozu dann noch diese Reise?

Ich werde nie vergessen wie wir in Yangon im Hotelzimmer saßen und hin- und her gegrübelt haben, wie es nun weiter gehen soll. Neuseeland wollten wir erst außerhalb der Saison besuchen. Es blieben also knapp 2 Monate zum „überbrücken.“ Noch mehr als sonst im Leben erschien uns unsere Zeit so kostbar. Wir wollten sie aufkeinenfall verschwenden. So lange hatten wir auf diese Freiheit hingearbeitet, dass uns jeder weitere Tag in einem Land, in dem wir uns nicht wohl fühlen, weh tun würde. Sogar ans nach Hause fliegen hatten wir kurzzeitig gedacht. Und dann entschieden wir uns dafür mit dem Campervan durch Tasmanien zu reisen. Obwohl uns davor noch Thailand, Malaysia und Singapur erwarteten, war es vor allem die Vorfreude auf Tasmanien, die uns aus unserem großen Tief holte.

Das wir auf Reisen so unglücklich werden würden, hätten wir nicht erwartet. Und doch war es gut, das es passierte. Denn uns wurde bewusst was für wunderbare Länder wir bis dahin bereisten. Das dort alles für uns stimmte und wir glücklicher mit Kultur, Traditionen, Landschaften, Architekturen und Menschen nicht hätten sein können. Unsere Reise entlang der Seidenstraße bis hin nach Japan, die wir sowieso schon liebten und immer wieder so wählen würden, schätzten wir nun umso mehr.

Myanmar machte uns bewusst was wir von unserer Reise erwarteten und was wir nicht bereit waren zu ertragen. So ist es nicht nur wichtig zu wissen, was man möchte, sondern auch eine Vorstellung davon zu haben, was man nicht möchte.

Beides lehrte uns diese Reise.

Welches Leben möchten wir führen? Womit geben wir uns zufrieden? Für was kämpfen wir? Und vor allem: Lass es uns genau jetzt tun! Wozu die ewige Aufschieberei? Warum nicht das Weinglass voll gießen bis es überläuft?

Immer in Bewegung sein – das tat uns gut!

Und dann ist da noch etwas. In all den Monaten sind wir auf viele wunderbare Menschen gestoßen. Menschen mit einem ganz besonderen Spirit. Es gibt einfach kein besseres Wort für die Schnittmenge an Lebensfreude, Optimismus, Abenteuerlust, Rebellion und dem Freigeist all dieser Seelen. Sie waren wie wir und wir waren wie sie. Hungrig nach der Welt, die vor uns liegt. Rücksichtslos gegenüber dem System, das uns vorschreiben will, wie wir zu leben haben.

Viele von ihnen haben Spuren in unserem Leben hinterlassen, mit denen wir besondere Orte oder Länder verbinden. Bei einigen von ihnen konnten aber auch wir Spuren hinterlassen. Für mich ist das ein neues, ein unglaublich gutes Gefühl. Nicht nur einmal haben wir auf dieser Reise andere Menschen dazu ermutigt, genauso wie wir ihre großen, aber auch kleinen Träume wahr zu machen.

Und sowieso: Nachdem wir die Seidenstraße verlassen haben, schloss ich mit mir selbst einen Pakt. Zurück in Deutschland möchte ich mein Herz genauso offen halten, wie die Menschen, die uns auf dieser Reise die Hand gereicht haben. Ich möchte etwas von der Wärme und Freundlichkeit die uns zuteil wurde zurückgeben. Unzählige Male wurde uns in schwierigen, aber auch weniger schwierigen Situationen geholfen. Wir wurden eingeladen. Wir wurden in Familien aufgenommen. Wir wurden bis zum Platzen bekocht, ja und leider auch bis zum Erbrechen mit gutem selbstgebrannten Schnaps befüllt. Manchmal wurden wir umsonst in Bussen oder Autos mitgenommen, einmal bekam Andi im Iran sogar einen kostenfreien Haarschnitt. Viele Male brachten uns Menschen auf fremden Wegen direkt bis ans Ziel. (Manchmal entstanden dabei riesige Menschentrauben um uns.) Einige Male brachten uns Menschen auch vom Weg ab und öffneten uns die Augen für etwas viel Schöneres. Diese Liste ist schier endlos. Wir hätten einfach nicht erwartet wieviel Gutes uns auf unserer Reise widerfahren würde.

Wenn wir heute zurückdenken, wie verloren wir uns am ersten Tag in Tiflis gefühlt haben, dann müssen wir darüber lachen. Nichts ist für uns inzwischen normaler geworden als Woche für Woche von Ort zu Ort zu reisen, uns umzustellen auf neue Sprachen, Gewohnheiten und Kulturen. Schon lange recherchieren wir vor Abreise ins nächste Land nicht mehr stundenlang, wie wir eigentlich vom Flughafen in die Stadt kommen, was das kostet und wie lange es dauert. Werden wir vor Ort schon rausfinden. Heute in Korea, morgen in Vietnam, übermorgen in Neuseeland. Das ist nichts anderes mehr als mal eben zuhause zum Bäcker zu laufen. Im Grunde funktioniert die ganze Welt doch überall ähnlich.

Wieviele Kilometer würden vor uns liegen?

Wir sind inzwischen routiniert, definitiv aber nicht abgestumpft. Noch immer ist es ein kribbeliges Gefühl sich in den Flieger in das nächste Land zu setzen. Als ich beim Landeanflug auf Sydney die berühmte Oper gesehen habe, sind mir die Tränen gekommen. Nicht etwa weil Sydney meine Traumstadt ist. Vielmehr konnte ich mein Glück nicht fassen: Hier sind wir nun also! Angekommen in einer Stadt, von der sie zu besuchen so viele Menschen nur träumen. Und wir, wir machen das einfach mal so nebenbei. Wir haben mehr als nur den Sechser im Lotto gezogen.

Bei diesem Lottospiel, da waren wir aber eine große Tippgemeinschaft. Anstatt unsere Seifenblasen platzen zu lassen, wurden wir von unseren Herzenmenschen beflügelt. Unsere Freunde, unsere Familie, liebe Kollegen, alle haben sie ein Kreuz auf den Lottoschein gesetzt.

Wie selbstverständlich ist das schon?

Am Anfang war diese Reise nur eine bunte Menge Worte. Ein kleines Sandkorn in einer Austernmuschel. Doch aus Worten wurden Taten und aus dem Sandkorn eine Perle.

70.000 km voller Wunder, Abenteuer und Sonne im Herzen. 19 abgegraste Weiden. Erinnerungen für die Ewigkeit.

„Der Preis seinem Herzen nicht zu folgen, ist der, sich den Rest seines Lebens zu wünschen, man hätte es getan.“ (Unbekannt)

Erdbeerfee. Tanzprinzessin. Ostseesprotte. Keksteig Junkie. Sommerseele. Dackelfrauchen. Kurzreisende. Weltreisende. Verliebt in unseren schönen Planeten.

6 Kommentare

  • Ilona

    Hach, soooooo schön. Das „Lustige“ ist, dass ich manches davon von meinen kleinen Radtouren kenne. Die Routiniertheit, die man entwickelt. Dass man mitnimmt, selbst offener und hilfsbereiter zu sein. Früher hätte ich nie Touristen in der Stadt einfach gefragt, ob ich ihnen helfen kann – jetzt tu ich das eher.

    Aber andere Sachen lernt man wohl in erster Linie auf solche einer Reise, wie ihr sie gemacht habt. :) Da werdet ihr auf ewig davon erzählen :)

  • Kerstin

    Wow, wunderschön geschrieben und man kann alles nachfühlen, wie es euch so ergangen ist. Ich kann mich noch gut an eure Anfangszeit in Georgien erinnern, da hatten wir schon einmal Kontakt. Dann hatte ich euch vom Iran vorgeschwärmt und ich denke, auch ihr habt euch dort wohlgefühlt. Da hätte ich doch gleich mal eine Frage. Wir haben 4 Wochen Zeit für Japan, wo sollten wir hingehen bzw. wie war eure Route :-)
    Liebe Grüße,
    Kerstin

  • Reiseblog Viermal Fernweh

    Das hast Du aber schön geschrieben, meine liebe Erdbeerfee. Ich kann gar nicht glauben, dass die Zeit fast schon rum ist. Ich bin sehr gespannt, wie sich Eure Rückkehr nach Berlin anfühlen wird und hoffe, auch darüber zu lesen. Oder besser zu hören. ;-) Seid gedrückt Ihr zwei. Ines

  • Tanja Ebert

    Liebe Janine,

    Danke für Deine tollen Artikel, die ich wirklich gerne lese. Allerdings bin ich bei diesem hier über Deinen Eindruck von Myanmar gestolpert:

    „Es forderte von mir über meine Wertevorstellungen hinweg sehen zu müssen.“

    Ich plane auch eine längere Reise nach Asien und hatte bisher auch von vielen gehört, wie toll das Land sei und jetzt zweifel ich etwas, ob ich mir es wirklich anschauen sollte. Vielleicht kannst Du mal erzählen, was Dich (außer Lärm und Schmutz) gestört hat (nur wenn Du möchtest).

    Viele Grüße
    Tanja

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert