Weltreise,  Weltreise Vorbereitungen

Abflugbereit? Erstmal muss die Couch weg!

Manchmal ist das echt komisch im Leben. Da sitzen wir um die 7 Jahre auf einer Couch rum, die ich überhaupt nicht ausstehen konnte und dann braucht es plötzlich eine Weltreise, damit wir buchstäblich mal den Hintern hoch kriegen und sie endlich verkaufen.

Diese Couch war mir schon immer ein Dorn im Auge. Weder konnte man sich gut zu Zweit drauf räkeln, noch konnte unser Besuch da ordentlich drauf schlafen. Am schlimmsten aber: Im Winter war die Ledercouch eiskalt und im Sommer klebte man an ihr fest. Ihhhh.

Nun war die Couch aber schon weit vor mir da und ich arrangierte mich. Bis jetzt! Es ist vor einiger Zeit eine neue Couch in unser Leben getreten. Keine besonders teure (wozu auch, wir sind ja eh bald weg), aber zumindest eine schöne, gemütliche Kuschelcouch, die unser Untermieter zum schlafen nutzen kann. Und bis der da ist, ist sie meine Blog-Schreib-Couch, die weder klebt noch eiskalt zu mir ist.

Von einer Couch und etwas Öl

Im Grunde aber geht es gar nicht um die Couch. Es geht darum, was für unglaubliche Energien das „Projekt Weltreise“ in uns weckt. Wir beide – wir sind normalerweise richtige Tatenmuffel. Behördengänge, Erledigungen, Steuererklärung, Arztuntersuchungen…schieben wir gerne mal vor uns her. Aber seit ein paar Wochen, läuft alles wie mit Öl geschmiert. WIR laufen wie mit Öl geschmiert.

Wir misten aus, wir krempeln um, wir entrümpeln. Wir machen Platz für einen neuen Lebensabschnitt, den wir ganz ohne Ballast angehen wollen. Weg mit dem alten Krempel, der nur sinnlos rumlag. Im Papierkorb landen alte Dekofiguren, zerkratze CDs und 20.000 Zeitungen und Magazine („Irgendwann les ich mir die bestimmt nochmal durch“ Ähm. Nein!). Auf Ebay Kleinanzeigen verscherbeln wir alten Elektrokram, sperrige Möbel und sonstigen Tüneff und gewöhnen uns so nebenbei schon mal ans feilschen und verhandeln. Das Ausmisten tut gut. Die Seele wird leichter. Sowas von leicht. Komisch. Irgendwann hat sich die Anschaffung mal gut angefühlt. Jetzt aber fühlt sich das loslassen tausendmal besser an.

Was wir plötzlich tun

Wir lernen Russisch, Andi nimmt nochmal Fahrstunden, ich trenne mich von überflüssigen Körpergewicht, wir fahren nach Holland, NRW, Hannover, München um uns von unseren lieben Freunden und Familie zu verabschieden. Manche haben wir schon Jahre nicht mehr persönlich gesehen, es kommt ja immer soviel Leben und Alltag dazwischen. Nun machen wir immer öfter Nägel mit Köpfen. Auch hier scheint es manchmal „absurd“ das wir erst eine Weltreise planen müssen, um endlich mal den einen oder anderen Freund in Deutschland (!) persönlich wieder zu sehen.

Die letzten Tage im Job

Im Büro arbeite ich seit ein paar Wochen bereits meinen Nachfolger ein. Komisches Gefühl. Er wird mich ersetzen. Ich ertappe mich immer wieder mal dabei wehmütig zu sein. War die Kündigung tatsächlich die Beste Entscheidung? Obwohl ich irgendwie erwartet habe, dass ich dafür tatsächlich von dem einen oder anderen „Schimpfe“ bekommen würde, (a la: Bist du denn verrückt, dafür einen unbefristeten Job aufzugeben), ist das nicht passiert. Im Gegenteil: Hätte ich bis dato noch nicht gekündigt, hätten es mir wirklich viele Menschen ans Herz gelegt.

Es ist absoluter Luxus, dass ich mir diese Freiheit gönnen kann. Einfach alles auf mich zukommen lassen, schauen wie es nach der Reise weiter geht. Und vor allem: Herz, Kopf und Seele sind so frei, das genügend Raum da ist für neue Ideen, für Selbstverwirklichung. Ich bin nun erstmal niemanden mehr verpflichtet, außer mir selbst. Egal was das Leben für mich bereit hält, ich kann es mit offenen Armen empfangen.

Warte mal. Wir machen das jetzt echt?

Nun…es gibt aber noch eine andere Seite. Je näher der Abflugtermin rückt, desto unglaubwürdiger wird das alles. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich niemals gedacht, dass wir diese Reise wirklich durchziehen werden. (Und wir sind da wahrscheinlich nicht die Einzigen…als wir es zum ersten Mal erzählt haben, dachte bestimmt der eine oder andere: Naja…erstmal abwarten und Tee trinken.) Zu sehr war es immer ein Traum. So einer der schwer und unerreichbar schien. Auch finanziell gesehen. Und dann: Das gerade wir uns aufraffen all die Erledigungen hinter uns zu bringen?! Glaube ich auch heute manchmal noch nicht.

Zumal da noch eines dazu kommt: Ich hasse Veränderungen. Und Umzüge. Wenn alles gut ist, darf meinetwegen alles ewig so bleiben wie es ist. Dieselbe Wohnung, der gleiche Job, die gleichen Brötchen zum Abendbrot. Herrlich beständig. Allerdings habe ich da nicht die Rechnung mit meiner Abenteuerseele gemacht. Die sehnt sich nach Freiheit, neuen Kulturen und Selbstbestimmtheit. Es gibt ja zum Glück nicht nur schwarz und weiß im Leben.

Nun sind es nur noch wenige Wochen bis wir uns ins Abenteuer stürzen. Viele Punkte unserer To Do Liste leuchten schon in grün – Erledigt. High Five. Ich bin stolz auf uns. (Wir tragen jetzt auch einfach Sachen ein, die wir vorher vergessen hatten aufzuschreiben, aber schon automatisch erledigt haben. So wirds noch grüner. Hihi.)

Nächste Woche geh ich dann vorerst zum letzten Mal arbeiten. Danach kann ich mich hoffentlich in die Frühlingssonne setzen und die Reiseführer wälzen. Und mich endlich mal vorfreuen. Das nämlich ist in der letzten Zeit ganz schön untergegangen zwischen etlichen Arztbesuchen (Bye bye kleines Weisheitszahn Biest), Formalitäten, Ausmisten und Behördengängen. Andi wird noch knapp einen Monat länger arbeiten als ich. Dafür mache ich uns in der Zeit dann noch leckere Obstsalate, Aufläufe und all sowas, was uns im Ausland fehlen wird. (Komisch auf was man sich noch so freut, bevor es in exotische Länder geht..)

7,5 Wochen liegen also noch zwischen uns und der Freiheit.

Was wir dann nicht mehr tun werden:

Und ich denke zu viel nach.
Ich warte zu viel ab.
Ich nehme mir zu viel vor und ich mach‘ davon zu wenig,
Ich halt‘ mich zu oft zurück,
ich zweifel‘ alles an, ich wäre gerne klug — allein das ist ziemlich dämlich.
Ich würd‘ gern so vieles sagen,
aber bleibe meistens still, weil wenn ich das alles sagen würde wär das viel zu viel,
Ich würd‘ gern so vieles tun, meine Liste is so lang, aber ich werd‘ eh nie alles schaffen,
also fang‘ ich gar nicht an.

Und stattdessen machen werden:

Lass uns möglichst viele Fehler machen
und möglichst viel aus ihnen lernen,
lass uns jetzt schon Gutes säen, damit wir später Gutes ernten.
Lass uns alles tun weil wir können und nicht müssen,
Weil jetzt sind wir jung und lebendig und das soll ruhig jeder wissen
und
unsre Zeit die geht vorbei.
Das wird sowieso passieren,
und bis dahin sind wir frei,
und es gibt nichts zu verlieren.
Lass uns uns mal demaskieren und dann seh’n wir sind die Gleichen, und dann könn‘ wir uns ruhig sagen, dass wir uns viel bedeuten,
denn das Leben, was wir führen wollen, das können wir selber wählen.

Also: Los!
Schreiben wir Geschichten, die wir später gern erzählen!
Und eines Tages, Baby,
da werden wir alt sein,
Ohh, Baby werden wir alt sein,
Und an all die Geschichten denken, die für immer unsre sind.

(c) Julia Engelmann

Vielen Dank Julia Engelmann für diesen tollen Slam, der uns von Anfang an Gänsehaut bereitet hat. Wir gehen jetzt bald unsere Geschichten schreiben! (Aber bitte ohne Ledercouch!) 🙂

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