Die besten Tipps gegen Flugangst
Jetzt mal ehrlich: Wer hat überhaupt das Sprichwort erfunden “ Die Zeit vergehe wie im Fluge“. Keine Zeit der Welt vergeht für mich langsamer als im Flugzeug. Wie Kau-gu-mm-iiiiii zieht sich so ein Flug. Besonders die Langstrecke. Und immer wenn ich denke, jetzt sei mindestens die Hälfte der Strecke schon geschafft, sind es immernoch 8 oder 9 Stunden (auf ner 12 Stunden Strecke). Komisch. Erst vor kurzem sind wir 28 Stunden mit dem Zug durch Afrika gefahren. Das fand ich gar nicht lang. Aber vorm Zugfahren habe ich ja auch keine Angst.
Wie viele (Blog)Artikel habe ich schon zum Thema Flugangst gelesen? Wie viele Studien, wie viele Forenbeiträge und wie viele Bücher? Trotzdem steige ich immer wieder mit einem mulmigen Gefühl in den Flieger.
Die meisten der Tipps gegen Flugangst helfen bei mir leider gar nicht.
Punkt 1) Komme entspannt zum Flughafen. Lasse dir genug Zeit, damit du keinen unnötigen Stress hast.
Bei mir ist das eher so: Augen zu und durch. Ich bin fast lieber etwas knapper da, als viel zu früh. Jede Minute die ich länger am Flughafen sitze, lässt mich über meine Ängste nur noch mehr grübeln. Außerdem bleibt zu viel Zeit zu beobachten was um mich herum passiert: Koffer ohne Besitzer, Mechaniker an Flugzeugen (vielleicht vergessen sie ja eine Schraube richtig fest zu drehen), Piloten, die viel zu müde aussehen….
Fazit: Wer später kommt, kann viel verpassen. Und damit meine ich nicht den Flug.
Punkt 2) Informationen einholen und daran denken: Die Wahrscheinlichkeit abzustürzen ist sooooo verschwindend gering. P.S. Das Flugzeug ist das sicherste Verkehrsmittel überhaupt – laut Statistik..
Während es viele Menschen geben soll, die denken „Warum sollte gerade mir sowas passieren“ denke ich eher: „Warum sollte gerade mir sowas nicht passieren?“ oder auch: „Mit jedem weiteren Flug nähere ich mich der Wahrscheinlichkeit….“
Klingt erstmal sehr pessimistisch. Ist es wahrscheinlich auch.
Informationen einholen: Das mache ich tatsächlich. Meistens so gründlich, dass ich am Ende immer wieder auf Folgen von „Mayday – Alarm im Cockpit“ oder sonstigen Katastrophen Reportagen lande.
Fazit: Keine Flugzeug Katastrophenfilme schauen. Nicht mal so gut endende wie Sully oder Cockpit. Denn auch hier könnte der Gedanke folgen: Beim nächsten Mal könnte es ja nicht so glimpflich ausgehen.
Punkt 3) Lenke dich ab.
Ich liebe es zu lesen. Ich liebe gute Filme, lustige und spannende Serien. Ich schreibe gerne. Ich höre täglich Musik. Aber alles bitte nicht, wenn ich im Flieger sitze. In mir herrscht das Gefühl, ich müsse alles hören und im Blick haben. Jede Sekunde bereit dazu sein, durch den Notausgang zu schlüpfen oder Andi einen letzten Kuss zu geben (ja theatralisch ich weiß). Auf Langstrecke lässt dieses Gefühl zum Glück irgendwann nach. Ist dem Körper dann auf Dauer wohl doch zu anstrengend diese Flugangst.
Wenn ich mich überhaupt ablenken kann, dann nur mit deutsch-synchronisierten Filmen. Obwohl ich sonst gerne Filme in der Original Version schaue, geht das im Flieger leider gar nicht. Da eine Gehirnhälfte immer ein bißchen in Angst lebt, schafft es die andere nicht sich auch noch auf Englisch zu konzentrieren. Alles was ich im Flugzeug mache muss also so einfach wie möglich sein: Deutschsprachige Filme, nicht allzu anspruchsvolle Lektüre. Die Musikauswahl: Laut und voller Beats. Erst nach einigen Stunden dann ruhig und entspannend. Bloß aber keine Songs in denen es irgendwie um das Sterben geht. Die werden panisch weiter weggeklickt.
Fazit: Deutschsprachige Filme schauen. Die liebsten Videos von Youtube zum Offline schauen speichern. Amazon Prime oder Netflix Filme offline verfügbar machen. Lieblingsgedudel auf die Ohren packen. (Siehe dazu auch weiter unten Tipp #2)
Punkt 4) Suche dir den richtigen Sitzplatz aus
Das hilft mir immerhin so halbwegs. Ich buche grundsätzlich immer einen Platz auf der rechten Seite. (Langstrecke: Mittelreihe) Außerdem sollte der Platz auf dem Flügel (Langstrecke) bzw. knapp hinter dem Flügel (Kurzstrecke) sein. Notausgänge bitte nur 3 bis maximal 4 Reihen entfernt. Reihenummer bitte ungerade. Am besten Reihe 15. Einfach nur so.
Fazit: Am stabilsten fühlt sich der Flug rund um den Plätzen beim Flügel an. Hinten ist es am wackeligsten.
Punkt 5) Iss eine leichte, gut verdauliche Mahlzeit vor dem Flug.
Ganz ehrlich? Ich esse vor dem Fliegen meistens noch das Leckerste was geht. Ob das immer so gut verdaulich ist, bezweifle ich. Fakt ist: Sollte diese Mahlzeit meine Henkersmahlzeit gewesen sein, muss sie doch wenigstens gut geschmeckt haben. Außerdem habe ich im Flieger nur sehr selten Appetit. Andi freut sich regelmäßig, dass er meine Snacks abgreifen kann. Umso besser wenn ich dann noch ausreichend was im Magen habe.
Fazit: Gönne dir vor dem Flug noch eine richtig leckere Henkersmahlzeit.
Punkt 6) Wenn du die Möglichkeit hast: Schau dir die Arbeit des Piloten an.
Während unseres Fluges mit einer Chessna über das Okavango Delta in Afrika konnte ich genau dies tun. In der kleinen Maschine, die gerade mal Platz für 5 Personen bot, konnte ich den Piloten von Start bis zur Landung genau beobachten. Irgendwie hat mich das allerdings nur noch nervöser gemacht, da dieser zwischendurch irgendwelche Berichte geschrieben hat, sich mit Sonnencreme einschmierte und ständig seine Sonnenbrille putzte. Das Steuer hatte er dabei natürlich nicht in seinen Händen. Das war für mich gruselig. Zumal man in der kleinen Chessna jeden kleinen Windstoß spürte.
Fazit: Wer Flugangst hat, könnte diese in einer Chessna leider noch verstärken.
Punkt 7) Denke an etwas Schönes. Denke nicht über die Flugangst nach.
Ich denke an die gelungene Landung. Ja. Schön. Nur noch 9 Stunden entfernt. Ohje. Positiv denken klappt nur solange es im Flieger nicht ruckelt.
Fazit: Die Gedanken sind frei (…)
Gibt es also gar nichts was (mir) hilft? Es folgen: Meine wirklichen Tipps gegen Flugangst.
# 1 Flüge auf Flightradar24.com beobachten
Wenn bei uns der nächste Flug ansteht, tummel ich mich oft auf dieser Webseite rum. Ich verfolge unseren anstehenden Flug und klicke dann auf das eine oder andere drumherum fliegende Flugzeug. Auch unsere alten Routen gucke ich mir manches mal an. Zum Beispiel die über den Atlantik – von Amsterdam nach Panama. Atlantikflüge beängstigen und faszinieren mich gleichermaßen. Wenn ich dann sehe, wie viele Maschinen gleichzeitg in der Welt unterwegs sind, beruhigt mich das. Vor allem, wenn es Billig Airlines sind. – Wenn die nicht abstürzen, dann unsere europäischen Flieger auch nicht.
Da wir in einer Einflugschneise wohnen, schaue ich mir auch oft die Flüge in der App an, die ich gerade über uns hören kann. Manchmal sind das mehrere in nur ein paar Minuten. Wenn wir dann selber vom Flughafen Tegel starten, denke ich daran das wir genau über unser Wohnhaus fliegen und da bisher noch nie n Flieger ungegfragt runtergekommen ist.
# 2 Ultra-Mega-Fette Kopfhörer
Ich hätte nie gedacht, dass es mir hilft: Aber wir haben tolle große Kopfhörer von Teufel*. Eigentlich wollte ich die nur für Zuhause haben…zum Musik hören während des Bloggens. Irgendwann habe ich die dicken Klopper dann doch mal mit in den Flieger genommen – und siehe da. Sie schirmen die Außengeräusche wahnsinnig gut ab. Ich kann mir die Musik oder den Film schön laut stellen. So muss ich mich weniger konzentrieren. Und vor allem: Ich höre kaum noch Flugzeuggeräusche. Da mich diese immer nervös machen, geht es mir mit den Kopfhörern tatsächlich um einiges besser. Auf der Langstrecke Kapstadt – Amsterdam konnte ich damit zum ersten Mal einen Film am Stück durchgucken.
Absolut empfehlenswert, wenn auch platzraubend im Handgepäck!
# 3 Bücher übers Fliegen während des Fliegens lesen
Auf unserem Flug nach Mallorca habe ich mir das Buch „Warum Sie oben bleiben“* durchgelesen. Eigentlich verrückt sich während des Fliegens so viele Gedanken um das Fliegen und die Angst davor zu machen. Dennoch hat es mich unglaublich beruhigt. In dem Buch wurden diverse Geräusche und Mechanismen erklärt. Ich habe erfahren, das praktisch jedes wichtige Teil im Flieger (vor allem eben die Elektronik) doppelt oder gar dreifach verbaut ist. Jedes Mal wenn ich etwas neues gelernt habe, habe ich es sofort Andi mitgeteilt. (A la: Dieses Geräusch ist jetzt gerade das Fahrwerk etc.) Das Wissen hat mir zumindest für den Hin- und Rückflug die Angst genommen. Zudem verging die Zeit ausnahmsweise wirklich mal wie im Flug.
#4 Reisetabletten
Ich möchte hier keines Falls dazu raten Tabletten gegen Flugangst zu schlucken. Ich nehme sie auf Langstrecke trotzdem. Grund dafür ist aber eigentlich nicht meine Flugangst, sondern meine Reiseübelkeit, die sich sonst nur beim Autofahren zu Wort meldet, neuerdings aber auch bei Langstreckenflügen. Da die Reisetabletten leider sehr müde machen, hilft es mir im Flieger etwas zu schlafen. Und wie wir wissen ist schlafen immer noch die beste Medizin. Auch gegen Flugangst.
#5 Ultra Müde fliegen
Es gab bisher 2 Flüge in meinem Leben, da war mir wirklich alles piepegal. Abstürzen? Na und! Hauptsache ich kann dabei in Ruhe schlafen.
Istanbul – Berlin und Kapstadt – Amsterdam waren diese Flüge. Der erste ging unverschämt früh morgens, der zweite erst kurz vor Mitternacht. Scheinbar muss ich vom Urlaub unglaublich platt gewesen sein. Ich wollte jedenfalls nur noch schlafen. Obwohl ich im Flieger, wenn überhaupt nur im Halbschlaf bin, fand ich sogar die Turbulenzen ganz angenehm: So schön wackelig. Und wackeln bzw. schaukeln verleitet uns ja schon seit Kleinkind Alter zum Schlummern.
#6 Den Piloten kennen und mit Promis fliegen
Gut. Das ist für mich jetzt auch nichts alltägliches. Aber einmal haben wir auf einen Konzert einen Piloten und eine Stewardess kennengelernt. Als wäre Berlin eine Kleinstadt, war dies zufälligerweise genau der Pilot mit dem wir 3 Wochen später nach Mallorca fliegen sollten. Kann es eigentlich wirklich solche Zufälle geben?
Weil wir uns so gut verstanden haben, durften wir vor dem Flug ins Cockpit. Als ich gesehen habe wie relaxt die beiden Piloten sind (auf dem Tablet wurden noch Spiele gespielt) wurde ich auch entspannter. Außerdem wussten wir von den Urlaubsplänen des Piloten, wir kannten seine nette Freundin und er lieh uns auf dem Flug noch eine DVD aus. Wie soll ich es beschreiben? Dieser Flug war plötzlich so normal, real und menschlich. Da konnte doch gar nichts schief gehen.
Außerdem waren Jan Josef Liefers und Anna Los mit an Board. Zwar besitzen auch die beiden keine Anti-Absturzgarantie, aber ich war irgendwie trotzdem beruhigt (Ängste enstehen ja immerhin im Kopf).
#7 Öfter mal mit der Bahn fahren
Wir lieben das Bahnfahren. Bekundet habe ich diese Liebe ja hier schon mal öffentlich: Eine Liebeserklärung an das Bahnfahren.
Und so nutzen wir wo es nur geht eher die Bahn als den Flieger. Zuletzt in Afrika (28 Stunden), Vietnam (16 Stunden), Deutschland (5 Stunden). Bevorstehend: Stettin, Krakau und Warschau.
Trotzallem: Es gibt Momente die machen mich beim Fliegen glücklich. Das Gefühl so weit weg von all den Sorgen dieser Welt zu sein. Die unbeschreiblichen Wolkenformationen. Sonnenauf- und -untergänge und nicht zuletzt: Der traumhafte Zielort. Dafür lohnt es sich immer wieder die Flugangst zu überwinden!
Und wie geht es euch so beim Fliegen? Spürt ihr die grenzenlose Freiheit oder doch eher so die grenzenlose Angst?
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