Bloggerparade: Freude am Bahnfahren oder auch: Eine Liebeserklärung an das Bahnfahren!
Ich freue mich – es ist meine erste Teilnahme an einer Bloggerparade und es geht direkt ums Bahnfahren. Ins Leben gerufen von Teilzeitreisender.de nutze ich an dieser Stelle endlich mal die Möglichkeit und erkläre dem Bahnfahren meine Liebe. Ja! Es ist Liebe, wahrhaft und rein. Und deswegen gewinnt mich auch niemand mit folgendem Satz: „Am besten könnt ihr die Strecke mit dem Flugzeug zurück legen, dauert dann nur 1 Stunde.“ Sofort grübel ich im Kopf nämlich nach, wieviel das wohl in Bahnfahrzeit sein könnte.
Seit wann ist das aber so? Woher stammt diese Liebe zur Bahn eigentlich?
Es könnte eine in der Kindheit gewonne Vertrautheit sein, die tief in mir sitzt. Zug fahren bedeutete damals als kleines Mädchen immer das neueste Mickey Maus Heft kaufen zu dürfen, Kekse und andere Süßigkeiten zu naschen und am Ende immer irgendwo zu landen wo es schön war.
Und heute? Heute gehe ich nicht mehr mit Mickey Maus auf Reise, aber in den meisten Fällen lande ich noch immer irgendwo wo es schön ist. Das tollste daran aber ist: Zeit für mich zu haben. Irgendwie komisch. In der Bahn fühle ich mich frei und tue nur Dinge die ich liebe. Wie lesen, tolle Musik hören, Landschaften entdecken, Menschen beobachten, entspannen. Oft tue ich etwas was ich schon lange vernachlässigt habe. Alle Verpflichtungen lasse ich vor der Tür und hole sie erst irgendwann später wieder ab.
Aber das ist nicht der einzige Grund warum ich Bahnfahren liebe. Bahnfahren ist für mich auch Abenteuer! Vor allem in fremden Ländern.
Als Andi und ich unsere Reise durch Vietnam planten, haben wir ganz bewusst auf Inlandsflüge verzichtet. Die Strecken Hanoi – Dong Hoi, Dong Hoi – Nha Trang und Nha Trang – HCMC legten wir per Zug zurück. Jede Fahrt war dabei einzigartig, brachte unvergessliche Berührungen mit anderen Reisenden zustande. Zeit genug dafür gab es ja auch. Teilweise saßen wir bis zu 12 Stunden im Zug, wohlgemerkt aber nur für je 300 – 400 km bei einer Höchstgeschwindigkeit von maximal 80 km/h . Das nenne ich mal entschleunigtes Reisen.
In unserer 4er Kabine, während der zwei Nachtfahrten, fühlte man sich schnell vertraut mit den beiden anderen Mitfahrern. Ich versuche gerade mich zu erinnern ob ich im Flugzeug schon jemals jemanden eine Gute Nacht gewünscht habe.. ein freundliches Gutes Morgen..oder danach gefragt habe, wie sie so geschlafen hätten. Habe ich schon mal jemanden bescheid gesagt, dass wir mal kurz was essen sind und gleich wieder kommen? Nein – habe ich noch nie. Zugfahren ist irgendwie intimer.
Im Flugzeug hat mir auch noch nie jemand applaudiert, wie toll ich mit Stäbchen essen kann. Im Speisewagen in Vietnam schon. Warum wir denn nicht mit dem Flugzeug fliegen, wie die meisten anderen Touristen, wurden wir gefragt. Sei doch viel schneller und bequemer, wurde uns gesagt. Weil wir eure Kultur kennenlernen wollen, haben wir gesagt. Weil wir die Landschaften an uns vorbei fahren sehen wollen, weil wir euch beobachten möchten, weil wir auch einmal den Reis aus Eimern essen möchten, der im offenen Speisewagen von Abteil zu Abteil geschoben wird. Weil wir Zeit haben. Und Lust.
Das die Züge generell zu spät im Bahnhof eingefahren sind oder auf der Strecke mindestens eine Stunde Verspätung „eingefahren“ haben, werde ich in ein paar Jahren gar nicht mehr wissen. Und es wird auch gar nicht mehr wichtig sein (wenn es das denn je war). Das mir aber ein Vietnamesischer alter Mann in gebrochenem Englisch und mit Händen und Füßen erzählt hat, dass er nach Saigon fährt, um seine Frau und Tochter vom Flughafen abzuholen, die er nur 1 mal im Jahr sieht, da sie in den USA arbeiten um Geld zu ihm und seinen Sohn zu schicken, werde ich nicht so schnell vergessen. Genauso wenig wie sein Strahlen in den Augen, als ich nach Details zu seinen Kindern fragte.
Ja, es sind eben auch die Begegnungen, die Zug fahren so besonders für mich machen. Diese, die Landschaften, die im Takt zu „I see fire“ oder „She moves (far away)“ an mir vorbei ziehen und die gewonne Zeit machen Zug fahren zu einem Erlebnis und meinem liebsten Reisetransportmittel. Neben dem Motorad Tuktuk. Aber das ist eine andere Geschichte. 🙂
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