Glendalough
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Aufbruch nach Glendalough

Unglaublich. St. Kevin’s Bus nach Glendalough existiert schon seit 1927 und wir haben ihn erst jetzt entdeckt. Mehrere Iren erzählten uns ganz stolz, dass schon ihre Großeltern und Eltern mit dem Bus zwischen Glendalough und Dublin fuhren. Meistens zum Einkaufen. Nun waren wir an der Reihe. Vier Mal habe ich die wunderschöne Klosteranlage rund um Glendalough schon besucht. Jedes Mal mit einem tränenden Auge, denn der Tourbus der uns zuerst durch die Wicklow Mountains fuhr, dann 1 Stunde Lunchpause machte und uns schließlich maximal 1-1,5 Stunden Zeit gab Glendalough zu erkunden, wartete jedes Mal schon viel zu früh auf uns. Dieses Mal nutzten auch wir den Bus, der schon seit 6 Generationen betrieben wird, und fuhren von Bray bis nach Laragh – das kleine Örtchen, welches direkt vor Glendalough liegt.

Habe ich eigentlich schon mal erwähnt, dass ich es liebe das Irland so herrlich unkompliziert ist? Ein kleiner Plausch mit dem Busfahrer und schon hält er genau dort, wo es dein Herz begehrt. Für uns hieß das punktgenauer Ausstieg an unserem B&B.

Nachdem uns die herzliche, italienische Gastgeberin empfangen hat, packten wir direkt unsere sieben Wandersachen und erkundeten die Gegend um Laragh. Im Wanderführer wird die 17 km lange Strecke als „Im Rebellenland – gemütliche Wanderung um Laragh“ bezeichnet.

Man folgt zuerst dem wunderschönen Wicklow Way – eine Wanderroute, die sich durch die gesamten Wicklow Mountains zieht und sehr abwechslungsreich ist. Immer wieder geht es vorbei an kleinen Bachläufen, über Brücken, Holzschwellen und hinauf in die Berge, um so eine Wahnsinnsaussicht zu genießen. Auf der Strecke gibt es auch Schutzhütten, in denen Wanderer übernachten und rasten können. Materialien zum Feuer machen sind auch vor Ort. 2-3 km weiter gab es sogar eine Frischwasserversorgung. Echt klasse, denn auf der Strecke hat man kaum eine Gelegenheit sich mit gekaufter Ware neu einzudecken.

 

Irgendwann verlassen wir den Wicklow Way und laufen durch Wald und über Wiesen. Wir treffen in den 4-5 Stunden kaum eine Seele. Das ist Irland! Dafür gibt es den einen oder anderen Gedenkstein bzw. historisch relevante Orte. Zum Beispiel Trooperstown Hill oder die Military Road. Letztere bauten die Engländer um eine bessere Kontrolle in dieser Gegend auf die rebellischen Iren ausüben zu können. Die Englisch-Irische Geschichte ist lang, kompliziert und traurig.

Nach dem wir zum Ende unserer Wanderung ein ganzes Stück durch den Wald liefen, wurden wir mit einer fantastischen Aussicht belohnt: Laragh inmitten der Berge. Und wir konnten auch schon (fast) den Pub sehen, in dem wir einen saftigen Burger mit weidefrischen Rindfleisch essen würden. Lynhams Pub. Der einzige der kleinen Stadt. Hier gibt es 17 Biersorten frisch gezapft. Und so stehen vor jedem Iren auch mindestens 2 Gläser gleichzeitig. So auch bei dem uniformierten Napoleon. Ja, Napoleon. Andi quatscht ihn nach dem Essen an und dann erfahren wir, dass am Donnerstag vor 200 Jahren (18. Juni 1815) die berühmte Schlacht von Waterloo stattgefunden hat. Er zeigt uns stolz eine Originalmünze aus dieser Zeit von seinem Ur-Ur-Ur Großvater. Dann schnappt er sich sein Getränk (ein Ire lässt sein Bier grundsätzlich NIE irgendwo allein stehen) und führt uns zu einem alten Gemälde von der Klosteranlage Glendalough. Er gibt uns Tipps für eine schöne Wanderroute und erklärt uns wie wir von Laragh nach Glendalough die knapp 1 km lange Autostrecke meiden und stattdessen entlang eines schönen Waldweges spazieren können. Ein richtig guter Tipp, den ich bald in einem separaten Beitrag an euch weitergeben werde – zusammen mit zwei tollen Wanderstrecken rund um Glendalough (die uns buchstäblich ganz schön in die Knie gezwungen haben).

Laragh Napoleon

Während Napoleon sich mit seinem Bier zurück zum Tresen bewegte, ging es für uns zurück ins B&B. Wir freuten uns auf einen ruhigen und entspannten Schlaf (wir hatten ja in Dublin immerhin schon genug gelitten), machten die Rechnung aber ohne den dicken Schweizer unter uns, der sich mit seinem Geschnarche förmlich durch die Decke bohrte. (Nicht mal Ohropax halfen.) Und so schlich ich 3 Uhr morgens über den flauschigen Teppichboden unseres B&Bs, folgte den Ratz-Geräuschen, klopfte an der Tür und empfand zumindest ein wenig Genugtuung, dass der Sägebär jetzt auch wach war.

Und so endet dieser Beitrag. Mit Genugtuung und ein paar Eindrücken der letzten Tage.

Wicklow Mountains

Wicklow Mountains

Wicklow Mountains

Glendalough

Erdbeerfee. Tanzprinzessin. Ostseesprotte. Keksteig Junkie. Sommerseele. Dackelfrauchen. Kurzreisende. Weltreisende. Verliebt in unseren schönen Planeten.

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